Kunststadt West-Berlin

Zum Ende der 60er Jahre verstand sich die Frontstadt Berlin, ausgestattet mit Bundessubventionen, zunehmend als Kulturmetropole. Und nicht erst mit der Studentenrevolte von 1968 zog es immer mehr junge Menschen aus Westdeutschland in die Mauerstadt. Arno Waldschmidt von den Rixdorfer Druckern drückte es so aus: „Die Spießer sind abgehauen, und alle Verrückten sind hingekommen.“
Einen nennenswerten Kunstmarkt gab es hingegen nicht. So half man sich einfach selbst. In einem Klima von Auf- und Ausbruch bildeten sich Künstlergruppen und Produzentengalerien wie „Großgörschen 35“, die „Kritischen Realisten“ oder die „Schule der Neuen Prächtigkeit“. Bei aller Unterschiedlichkeit waren sie allesamt Vertreter eines Neorealismus, die die informelle Malerei für überholt erklärten und in West-Berlin dem Siegeszug der abstrakten Kunst im Westen trotzten.

Die Jungen Wilden vom Moritzplatz

Im Windschatten der Berliner Mauer wurden zum Ende der 70er und 80er Jahre die großen politischen Themen nicht mehr verhandelt. Ost-Berlin war nebenan und doch weit weg, das Leben fand hier statt, hedonistisch, kreativ. Zu dieser Zeit fanden sich im Westen der Stadt die „Jungen Wilden vom Moritzplatz“ zusammen, die radikal malerische Konventionen über Bord warfen und mit ihrer Malerei gegen Konzeptkunst und Minimal Art rebellierten. Beeinflusst wurden sie von Künstlern, die schon in den 1960er Jahren in einer neuen, expressiven Figürlichkeit malten wie Baselitz, Lüpertz und allen voran K.H. Hödicke, der als „Vater der Jungen Wilden“ gilt. Ihren Lebensstil zelebrierten die „Moritzboys“ als wilden Farbrausch auf großformatigen Leinwänden, mit schwungvollem, heftigem Pinselstrich. Ihre gestisch bestimmte Figuration war intensives Ausleben, plakative Selbstdarstellung und häufig auch Aggressivität gegenüber den gesellschaftlichen Normen. Der kommerzielle Durchbruch der Jungen Wilden gelang 1980/81 mit den Ausstellungen „Heftige Malerei“ im Haus am Waldsee Berlin sowie „A new Spirit in Painting“ an der Londoner Royal Academy of Arts.

ELVIRA BACH

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LUCIANO CASTELLI

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G. L. GABRIEL

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GROßGÖRSCHEN 35

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KARL HORST HÖDICKE

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ANDREAS KAPS

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BERND KOBERLING

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HELMUT MIDDENDORF

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KLAUS RILLING

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SALOMÉ

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BERND ZIMMER

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BERLINER REALISTEN

Nach dem Zweiten Weltkrieg galt in der Bundesrepublik die Figuration lange Zeit als reaktionär, weckte sie doch Erinnerungen an die nationalsozialistische Propagandakunst.
Minimalismus und Abstraktion beherrschten über Jahrzehnte den Zeitgeist der Nachkriegskunst in der westlichen Welt. Gegen diesen Trend malten seit Beginn der 70er Jahre die Berliner Realisten an. Thematisch standen ihre häufig sozialkritischen Arbeiten dabei ganz in der Tradition der früheren Generationen realistischer Berliner Maler der Jahre zwischen 1890 und 1930. Die Maler um Koeppel und Grützke, die 1973 die „Schule der Neuen Prächtigkeit“ gründeten, warfen in ihren Arbeiten ein ironisch überspitztes, provozierendes, oftmals bis ins Groteske verzerrtes, aber immer bezeichnendes Licht auf die gesellschaftliche Wirklichkeit. Das Interesse des Sammlers und Mäzens Hans-Gerhard „Gary“ Stahl, der in der West-Berliner Kunstszene der 70er und 80er Jahre eine ebenso feste Größe wie schillernde Persönlichkeit war, galt genau dieser realistischen Malerei in all ihren Spielarten. Dabei faszinierten den Sammler Stahl genau die Stilmerkmale der Realisten, die seinen persönlichen Wesenseigenschaften entsprachen: Klarheit, Präzision und die Vorliebe für dezidierte Entscheidungen.

REALISMUS IN BERLIN

Er schätzte an der realistischen Kunst die Anfassbarkeit für das Auge, die Genauigkeit der Schilderung, das Zusammenspiel von Form und Inhalt und das Festhalten des Augenblicks, in dem eine Bewegung erstarrte und zum Bild gerann. Hatte er die Arbeiten eines Künstlers erst einmal für sich entdeckt und hielten deren Qualitäten seinem strengen Kriterienkatalog stand, erwarb der stets weltmännisch auftretende Stahl beständig weitere Arbeiten und häufte so ganze Werkkomplexe an.
1983 schenkte Hans-Gerhard Stahl einen Teil seiner Sammlung der Berlinischen Galerie. Dem Unternehmer Helmuth Penz gelang in den 90er Jahren der Erwerb von rund 300 Werken aus der Sammlung Stahl. Sie bilden heute nicht nur das Herzstück der Kunstsammlung von Marlies Greffin-Penz und Helmuth Penz, sondern gaben auch den zeitlichen und örtlichen Rahmen vor für den weiteren Ausbau der Sammlung mit figurativer Kunst aus dem West-Berlin der 1970er und 80er Jahre.

PETER BERNDT

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PETER CARER

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HARALD DUWE

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ULRICH GANSERT

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JOHANNES GRÜTZKE

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ERIK HOFFMANN

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MATTHIAS KOEPPEL

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KURT MÜHLENHAUPT

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HEIKE RUSCHMEYER

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JAN PETER TRIPP

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HANS DIETER TYLLE

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MATHIAS WEIS

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Über die sammlung

Marlies Greffin-Penz und Helmuth Penz umgeben sich mit Kunst, unkompliziert und selbstverständlich. Der Berliner Unternehmer und seine Frau, beide in der Stadt geboren und aufgewachsen, schätzen die Künstler, die in den 70er und 80er Jahren in West-Berlin eine eigensinnige, gegenständliche Kunst vorantrieben. Deren Werke bilden das Herzstück der Sammlung Penz, die aus der Sammlung des Selfmademan Hans-Gerhard “Gary” Stahl hervorgegangen ist und die Helmuth Penz in den 90er Jahren komplett erwarb.

Über die sammlung

Mit den eigenen Akzenten, die Marlies Greffin-Penz und Helmuth Penz seither setzen, bleiben sie ihrer Heimatstadt und den Künstlern, die diese Jahrzehnte dort entscheidend prägten, treu. So bilden heute die Werke der „Jungen Wilden vom Moritzplatz” einen neuen Schwerpunkt der Sammlung.

 

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